Wärmepumpe - Schlüsseltechnologie der Klimastrategie stark im Aufwind
Gerade in Zeiten hoher Energiepreise gewinnen Parameter wie Wirkungsgrad, Ener-gieeffizienz, Stromverbrauch oder Holzpreise bei der Wahl des Heizsystems an Bedeutung. „Der Wirkungsgradgewinn mit einer Wärmepumpe ist enorm. Und Strompreiserhöhungen belasten das Budget nicht zu hundert Prozent. Da der Großteil der Energie aus Luft, Erde oder Wasser gewonnen wird, werden Wärmepumpen immer die günstigste Heizform sein“, so Richard Freimüller, Präsident des Verbandes Wärmepumpe Austria. Die nationalen Klima- und Energieziele fordern ein rasches Ende der Verwendung fossiler Energie und eine deutliche Steigerung der Gebäude-Energieeffizienz. „Als Folge des Klimawandels steigt die Nachfrage nach der Kühlung von Gebäuden. Da die Wärmepumpe als einziges Heizsystem auch kühlen kann, ist eine steigende Marktdiffusion in Österreich zu erwarten“, prognostiziert der Verbandspräsident.
Am Weg zur Spitze
Wärmepumpen sind heute die absatzstärkste erneuerbare Energietechnologie. Das Jahr 2021 war von einem starken Wachstum des Gesamtabsatzes von Wärmepum-pen geprägt. Der Blick auf die Absatzzahlen für das erste Halbjahr 2022 zeigt im Vergleich mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres: Es geht weiter steil bergauf. Rund 17.500 verkaufte Luft/Wasser-Wärmepumpen aller Leistungsklassen bedeuten einen Zuwachs von über 42 Prozent zum Vergleichszeitraum 2021. Der Anteil der Luft/Wasser-Wärmepumpe liegt aktuell bei 86,5 Prozent, gefolgt von Erdreich (11,6 Prozent), Wasser (1,3 Prozent) und Direktverdampfer (0,6 Prozent), die jedoch im Vergleich zum Vorjahr alle zugelegt haben. „Wenn sich die Entwicklung weiter fortsetzt, ist die Wärmepumpe bald das meistverkaufte Heizungssystem in Österreich“, blickt Freimüller in die Zukunft.
Sanierungsmarkt holt auf
Die Wärmepumpe setzt sich in der Sanierung immer mehr durch. Der Anteil am Gesamtabsatz wird vom Verband auf rund 40 Prozent geschätzt. „Durch beständige Aufklärungsarbeit gelingt es, alte Mythen zu entkräften. So können bei entsprechend sorgfältiger Planung vorhandene Heizkörper mit einer Wärmepumpe als Niedrigtemperatursystem betrieben werden. Sind Wärmepumpen richtig ausgelegt, können damit ganze Städte versorgt werden“, betont Richard Freimüller.
Großwärmepumpen
Angetrieben durch die Notwendigkeit des Ausstiegs aus fossilen Rohstoffen und die Gaskrise im Zuge des Ukrainekrieges sehen sich immer mehr Industrie- und Gewerbebetriebe nach Alternativen zu Gas als Energiequelle um. Im Vorjahr wurden 56 Wärmepumpen im Bereich Hochtemperaturanwendung/Industrie installiert. Diese projektspezifisch gebauten Wärmepumpen können mittlerweile Wärme bis zu 160 Grad erzeugen, und erreichen damit Temperaturbereiche, die Anwendungen in verschiedensten Industrieprozessen ermöglichen.
„Über 37 Prozent der im Gewerbe und Industrie benötigten Energie in der EU könnten hocheffizient mittels Wärmepumpen bereitgestellt werden“, prognostiziert Verbandspräsident Richard Freimüller. Er moderierte im Juni den 6. Internationalen Großwärmepumpenkongress in München, bei dem über die neuen Trends und Entwicklungen informiert wurde. „Die Aufbruchsstimmung, in der sich die Branche aktuell befindet, war bei den rund 300 Teilnehmern deutlich zu spüren“, so Freimüller. Gerade bei großvolumigen Wohnbauten mit mehr als zehn Wohneinheiten und in Gewerbe- und Industriebetrieben ist das Alleinstellungsmerkmal der Wärmepumpe ein großer Trumpf. „Neben den niedrigen und langfristig stabilen Betriebskosten ist mit einer Wärmepumpe eine Kühlung des Gebäudes ohne zusätzliches Klimasystem möglich“, so Freimüller. Um zielgerichtet neue Anwendungsgebiete zu erschließen, sind fördernde Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung wichtig. Präsident Richard Freimüller betont auch die Wichtigkeit der Aus- und Weiterbildung der Installateure. „Es reicht nicht aus, eine Wärmepumpe nur einzubauen. Diese muss auch gut und effizient funktionieren.“
Etappenziel frühzeitig erreicht
2015 wurde eine Prognose für das Potential und Wachstum der Wärmepumpe in Österreich bis 2030 erstellt. Diese „Wärmepumpen-Roadmap“ entstand in Zusammenarbeit des Verbandes Wärmepumpe Austria mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). „Darin wird in verschiedenen Szenarien abgebildet, welche Rahmenbedingungen die Entwicklung des Wärmepumpenabsatzes hemmen und welche sie fördern“, erklärt Richard Freimüller. Mit der Verdopplung des Wärmepumpenabsatzes in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Markt deutlich besser entwickelt als ursprünglich angenommen. „Wir liegen heute weit über dem abgebildeten Hoch-Szenario“, betont der Verbandspräsident. Basierend auf aktuelle Studien und nationalen und europäischen Klimastrategien wird das ur-sprünglich für 2030 angepeilte Ziel, in Österreich 60.000 Heizungswärmepumpen pro Jahr abzusetzen, bereits 2025 erreicht sein.
Schlüsseltechnologie Wärmepumpe
Im Klimaschutzabkommen von Paris im Jahr 2015 wurde als globales Ziel eine „dekarbonisierte Gesellschaft“ festgelegt. Speziell im Industrie- und Gebäudesektor können Wärmepumpen einen großen Beitrag zur Effizienzsteigerung sowie zum Ausbau erneuerbarer Wärme leisten und dienen zusätzlich als wichtige Ausgleichs- und Speichertechnologie zur Versorgungssicherheit.
Um Österreichs Klimaziele – Reduktion von Treibhausgasen sowie Steigerung der Energieeffizienz und der Nutzung erneuerbarer Energien - zu erreichen, ist die Wärmepumpentechnologie von zentraler Bedeutung. Als einzige Technologie unterstützt sie alle drei Nachhaltigkeitsziele gleichzeitig. Sollen fossile Energieträger keine Rolle mehr spielen, braucht es in Österreich bis 2040 rund 1,2 Millionen Wärmepumpen. „Wenn sich die Marktentwicklung mit etwa 60.000 jährlich verkauften Heizwärmepumpen weiter fortsetzt, erreichen wir das Ziel. Die Industrie reagiert auf die steigende Nachfrage mit Standorterweiterungen, Erhöhung der Produktionskapazitäten und neuen Lieferketten, um die Versorgung sicherzustellen.“ Mit einem Wirkungsgrad zwischen 300 und 500 Prozent gegenüber allen Verbrennungstechnologien arbeiten Wärmepumpen hocheffizient und vollkommen emissionsfrei.