Wärmepumpe im Altbau
Ökonomisch und ökologisch sinnvoll
Vor allem in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist der Anteil an Gasheizungen groß. In Wien etwa beträgt dieser fast 50 Prozent. Die Wien Energie spricht von 400.000 Gasthermen, die in der Bundeshauptstadt bis 2040 auf eine klimafreundliche Alternative umgestellt werden müssen. Doch kann die Wärmepumpe ein Ersatz sein, wenn die von den Mietern verwendeten Gasthermen kaputt gehen? Für den mehrgeschossigen innerstädtischen Wohnbau gibt es keine generelle Lösung oder eine Ja-/Nein-Antwort. Man muss jedes einzelne Objekt unter die Lupe nehmen und ein Konzept erstellen. Falsch wäre allerdings, die Wärmepumpe nicht in Betracht zu ziehen. Es gibt weder eine bestimmte Größe, noch Heizkörper, fehlende Außendämmung oder unsanierte Fenster, die gegen den Umstieg von Gas auf eine Wärmepumpe sprechen. Früher wurden häufig unter jedem Fenster und im Prinzip überdimensionierte Radiatoren eingebaut. Eine große Heizkörperoberfläche ist für den effizienten Betrieb mit einer Wärmepumpe ideal. Je größer die Fläche ist, desto geringer kann die Temperatur sein, mit der sie betrieben wird, um Räume zu beheizen. Beim Betrieb der Wärmepumpe spielt die Vorlauftemperatur eine wesentliche Rolle. Findet man mit Vorlauftemperaturen von durchschnittlich unter 50 Grad das Auslangen - eventuell nach Tausch knapp dimensionierter Radiatoren - dann kann eine Wärmepumpe allein den Heizbetrieb übernehmen. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts können Wärmepumpen auch im unsanierten Bestand ökonomisch und ökologisch effizient betrieben werden.
Ideal für Sanierungsprojekte
Was sich alles mit dem Tausch des Energiesystems auf eine Wärmepumpe ändert, hängt vom Budget ab, das man bereit ist zu investieren. „Vieles kann, aber nichts muss“ lautet das Motto. Wärmepumpen funktionieren mit Heizkörpern ebenso gut wie mit Fußboden- oder Deckenheizungen. In der Heizungssanierung ist eine Deckenheizung relativ einfach umzusetzen. Sie benötigt fast die gleiche Vorlauftemperatur wie eine Fußbodenheizung. Ob ein vorhandener Pufferspeicher für Warmwasser weiterverwendet werden kann, entscheidet die Größe des Wärmetauschers im Boiler. Natürlich machen Investitionen in neue Fenster sowie Dämmung der oberen Geschossdecke und Gebäudehülle Sinn, um den Wärmebedarf zu reduzieren. Es ist wie oft eine Frage des Geldes. In Bezug auf die Kosten und CO2-Einsparung ist der Einbau einer Wärmepumpe sinnvoller ist als die komplette Isolierung.
Austausch gefördert
Im Rahmen der Aktion „Raus aus Öl und Gas“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie stehen auch Mittel für den mehrgeschoßigen Wohnbau bereit. Einreichen können Gebäudeeigentümer beziehungsweise deren bevollmächtigte Vertretung, wie etwa die Hausverwaltung, eines mehrgeschoßigen Wohnbaus mit mindestens drei Wohneinheiten. Im Falle einer Zentralisierung des klimafreundlichen Heizungssystems können auch Mieter und Wohnungseigentümer einzelner Wohnungen eine Förderung beantragen. Bei Zentralisierung des Heizungssystems werden die dafür anfallenden Mehrkosten für den Ersatz von einzelnen Gasthermen beziehungsweise von fossilen Einzelöfen in den Wohnungen zusätzlich gefördert. Der Umstieg weg von der alten Gastherme in Wohnungen wird - in Abhängigkeit von der Leistung der Heizungszentrale - mit mindestens 5.000 Euro bis hin zu 10.000 Euro gefördert. Wird die zentrale Heizungsanlage anstelle bisher dezentraler Heizsysteme errichtet, dann erhöht sich dieser Betrag um jeweils 1.500 Euro pro Wohneinheit.
Einen Überblick über das österreichische Fördersystem gibt der Verband Wärmepumpe Austria auf der Website www.waermepumpe-austria.at.
Effizientes Heizsystem
Eine aktuelle Studie der TU Wien belegt, dass in Österreich bis 2050 nur rund zwei Drittel des heutigen Strombedarfs für die Heizung benötigt wird. Mit einer Wärmepumpe holt man sich einen Allrounder fürs Brauchwasser, Heizen und Kühlen ins Haus. Sie arbeiten hocheffizient und nutzen die kostenlose Umgebungswärme aus Luft, Grundwasser, Erdwärme, Abwasser, Abwärme etc. Jeder Brennstoff macht aus 100 Prozent nur 70 bis 80 Prozent, aber die Wärmepumpe liefert 300 bis 400 Prozent Energie. Anders gesagt: Waren bisher 1.000 Liter Öl – umgerechnet 10.000 Kilowattstunden Strom – nötig, um das Haus zu heizen, sind es mit einer Wärmepumpe lediglich rund 2.500 Kilowattstunden, da der Rest aus der Umwelt kommt.
Und der zusätzliche Bonus, den nur die Wärmepumpe liefert: Es ist das einzige System, das auch zur Kühlung von Gebäuden eingesetzt werden kann. Das ist gerade bei großvolumigen Wohnbauten mit mehr als zehn Wohneinheiten oder in Gewerbe- und Industriebetrieben ein großer Trumpf.
Gute Planung
Bei modernen Heiztechnologien wird der wirtschaftliche Betrieb stark von den Systemtemperaturen beeinflusst. Ist das hydraulische System richtig geplant und ausgeführt, arbeitet die Wärmepumpe höchst effizient. Bei der Installation und Inbetriebnahme neuer Anlagen wirken sich einige Faktoren ganz maßgeblich auf die Effizienz aus. Die Dimensionierung der Anlage, Sperrzeiten, Größe und Verschaltung von Pufferspeichern, die richtige Auslegung der Warmwasserbereitung und Einstellung hydraulischer Komponenten wie Überströmventile, Rückschlagklappen oder Umschlagventile – das alles beeinflusst den Stromverbrauch und damit die Kosten einer Anlage. Eine sorgfältige Einregulierung des Gesamtsystems und die Optimierung der Anlage garantiert den effizienten Betrieb.