Keine Wärmewende ohne Wärmepumpe
Mit Wärmepumpen raus aus dem Gas - auch in mehrgeschossigen Wohnhausanlagen!
Richard Freimüller startete mit einer Präsentation der Marktentwicklung, die insbesondere in den letzten beiden Jahren enorm an Fahrt aufgenommen hat. Laut den Verkaufszahlen des ersten Quartals 2023 setzt sich der Aufwind fort. Insgesamt lag der Absatz bei 14.986 Stück, zuzüglich 3.390 verkauften Brauchwasserwärmepumpen, was einem Zuwachs im ersten Quartal von 86,78 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres entspricht! Für Jubel sei es laut Freimüller allerdings zu früh. Er wartet mit Spannung auf die Marktzahlen des ersten Halbjahres.
EWG: „Chance nicht verspielen“
Die Harmonisierung des Schallschutzes im Bauwesen/-recht, die Anpassung der 15a Vereinbarung bei Vorlauftemperaturen als Förderbedingungen oder der dringend notwendige Beschluss des Erneuerbaren-Wärme-Gesetz (EWG), als Basis für gesetzliches Verbot von fossilen Brennstoffen, sind Themen, mit denen sich der Verband Wärmepumpe Austria 2023 befasst. „Das EWG würde den langfristigen Absatzzuwachs der Branche sichern. Deshalb fordern wir die rasche Umsetzung“, betont Richard Freimüller. Derzeit liegt allerdings nur ein Gesetzesentwurf vor. Der kleine Hoffnungsschimmer, dass es noch vor der Wahl 2024 verabschiedet wird, schwindet. „Realistisch gesehen wird es nicht beschlossen werden“, befürchtet Freimüller. Damit wäre für ihn auf lange Zeit eine Chance verloren.
Wärmepumpe für mehrgeschossige Wohnhausanlagen
Im Bereich Altbau/Sanierung besteht für die Wärmepumpe noch Potential und Aufholbedarf. Doch neben den niedrigen, und langfristig stabilen, Betriebskosten ist die Kühlung des Gebäudes ohne zusätzliches Klimasystem – das Alleinstellungsmerkmal der Wärmepumpe – auch hier ein klarer Vorteil. Im Zuge der TGA-Konferenz zeigte Freimüller anhand des „Abschlussberichts Wärmepumpen in Bestandsgebäuden – WPsmart im Bestand“, dass kein Zusammenhang zwischen dem Baujahr eines Gebäudes und der maximalen Vorlauftemperatur der Wärmepumpe besteht. Das Vorzeigeprojekt ‚Huttengasse‘ in Wien zeigt, dass die Umstellung von fossiler auf erneuerbare Raumwärme in innerstädtischen, mehrgeschossigen Wohnhausanlagen mit Wärmepumpen möglich und laut TGA-Interview mit dem zuständigem Projektplaner Roman Weigl „auch sinnvoll ist“.
Stolperfalle F-Gase Verordnung
Ein Worst-Case-Szenario für das mit der Novellierung der F-Gase verbundene Aus für Luft-/Wasser-Wärmepumpen Monoblock für Innenaufstellung, Wasser-/Wasser-Wärmepumpen, Erdreich-Sole-/Wasser-Wärmepumpen und Erdreich-Direktverdampfer-Wärmepumpen ist in Österreich ein Markteinbruch von 92 Prozent, gefolgt von einem Verlust von rund 2.000 Arbeitsplätzen. Damit stellt die F-Gase-Verordnung eine ernste Bedrohung für die gesamte Wärmepumpenbranche dar. Allerdings ruft Richard Freimüller dazu auf, Ruhe zu bewahren und die Konsumentinnen und Konsumenten entsprechend zu informieren. „Alle Wärmepumpen, die bereits verbaut sind oder heuer gekauft werden, müssen nicht frühzeitig aufgrund des verwendeten Kältemittels ausgetauscht werden“, beruhigt Freimüller. Zudem appelliert er – wie zuletzt am Internationalen Großwärmepumpen-Kongress – an den Zusammenhalt der Branche und deren Teilnehmer. Freimüller betonte am 24. Mai in Zürich, wie wichtig die Verfügbarkeit verschiedenster Kältemittel in Bezug auf die bevorstehende Novellierung der F-Gase sei.
Großwärmepumpen für Industrie
Der Internationale Großwärmepumpen-Kongress geht auf die Initiative des deutschen Bundesverbandes Wärmepumpe, Wärmepumpe Austria und Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz zurück. Österreichs Verbandspräsident spannte im Zuge seiner Präsentation den Bogen von der aktuell hohen Nachfrage an Wärmepumpen im kleineren Leistungssegment und dem mittlerweile breiten Angebot an Industriewärmepumpen in den Leistungsklassen bis 50 Megawatt beziehungsweise Temperaturbereich bis 130 Grad Celsius und darüber. „Der Siegeszug der Wärmepumpe und dessen Verbreitung basiert auf der breiten Anwendung im gesamten Gebäudesektor und wird nunmehr durch die Verfügbarkeit von Großwärmepumpen für industrielle Prozesse und Fernwärme ergänzt“, so Richard Freimüller. Die Präsentationen realisierter Projekte belegte dies am Kongress eindrucksvoll.
Schall berechnen
Der Verband Wärmepumpe Austria stellt auf der Website unter einen kostenlosen Schallrechner bereit. Dieser ermöglicht die Abschätzung der Schallimmissionen von Luft-/Wasser-Wärmepumpen in Anlehnung bestehender Richtlinien und Normen. Dieses Online-Tool entstand in Zusammenarbeit mit Sachverständigen und Experten aus den Bereichen Forschung, Akustik und Wärmepumpentechnik. Es dient der Unterstützung bei der Planung von Luft-/Wasser-Wärmepumpen, ersetzt aber keinesfalls ein rechtsverbindliches Schallgutachten.