Wärmepumpen für Gewerbe und Industrie

Die Wärmepumpe hat sich in neugebauten Einfamilienhäusern bereits zum Heizsystem Nummer 1 entwickelt und ist auch in Wärmenetzen immer häufiger anzutreffen. In Gewerbe und in Industrie wird das Potenzial von Wärmepumpen jedoch noch nicht ausreichend genutzt. Wobei gerade in diesen Bereichen die Vorteile der Wärmepumpe auf der Hand liegen. Liegt doch das Temperaturniveau des Wärmebedarfs in der Industrie in mehr als 10% der Fälle unter 100° Celsius, was mit modernen Großwärmepumpen mühelos und hocheffizient erreicht werden kann.
Energieeffizienz als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit
Industrie- und Gewerbebetriebe stehen heute unter enormen Kostendruck. Energieeffizienz ist daher für viele Unternehmen zu einem zentralen Punkt geworden. Außerdem verfügen viele Betriebe über signifikante Abwärmemengen aus den verschiedensten Bereichen und Prozessen, die zu einem großen Teil ungenutzt bleiben. Das riesige Potenzial der Industrieabwärme wird in Österreich noch viel zu wenig beachtet. Während Großwärmepumpen-Anlagen in der Schweiz und in Skandinavien mit den verschiedensten Wärmequellen bereits vielfach erfolgreich eingesetzt werden, besteht hierzulande noch Aufholbedarf bei dieser Technologie. Im Rahmen des Projektes NEFI – New Energy For Industry wird daher intensiv an Einsatzmöglichkeiten für Wärmepumpen in Industrie und Gewerbe geforscht.
Best-Practice Beispiele schaffen Vertrauen
Ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Wärmepumpen in Industrie und Gewerbe stellt das Projekt DryFiciency dar. Dabei wurde unter der Leitung des AIT Austrian Institute of Technology in drei unterschiedlichen Anwendungsbereichen bei Agrana Stärke GmbH, Wienerberger Österreich GmbH und Scanship A/S in Norwegen Hochtemperatur-Wärmepumpen in Betrieb genommen und in industrieller Umgebung erfolgreich getestet.
Dabei wurde gezeigt, dass der Einsatz von Wärmepumpen für viele Trocknungsprozesse gegenüber konventionellem fossilem Erdgas viele Vorteile hat: Wärmepumpen können Prozesswärme von bis zu 160 Grad liefern und dabei die Energieeffizienz um bis zu 80 Prozent steigern, CO2-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren und verursachen zudem bis zu 20 Prozent weniger Produktionskosten. Solche Best-Practice-Beispiele schaffen Vertrauen in neue Lösungen und ermutigen Wärmepumpensysteme auch bei anspruchsvollen Großprojekten in Betracht zu ziehen.
Wärme- und Kältebereitstellung mit einem System
Gewerbliche und industrielle Prozesse sowie Gebäude sind gleichermaßen auf die Bereitstellung von Wärme und Kälte angewiesen. Eine Wärmepumpe kann beides liefern und macht eine Aufgabenteilung auf zwei getrennte Heiz- bzw. Kühlvorrichtungen nicht mehr notwendig. Im Idealfall besteht der gleichzeitige Bedarf an Wärme und Kälte, der von Wärmepumpen mit sehr hoher Effizienz gedeckt werden kann. Mit einem intelligent konzipierten Wärmepumpen-Systemdesign sind hohe Einsparungen möglich, die sich gleichermaßen auf die Profitabilität und den CO2-Fußabdruck positiv auswirken. Egal ob Grundwasser, Abwasser oder Erdwärme, einzeln oder in Kaskade geschaltet, für fast jedes Großobjekt lässt sich eine individuelle und bedarfsgerechte Lösung finden.
Anwendungsgebiete im gewerblichen und industriellen Bereich sind zum Beispiel:
- Wärmepumpen zur Heizung und Wärmerückgewinnung als Bestandteil von Großklimaanlagen in Bürogebäuden und Warenhäusern.
- Wärmepumpen zur Ausnutzung der Niedertemperaturabwärme von Prozessen (z.B. Kühltürme).
- Wärmepumpen in Destillieranlagen zur teilweisen Wiederverwendung der eingesetzten Verdampfungsenergie.
- Wärmepumpen in Trocknungsprozessen z.B. für Holzpellets, Ziegel, Lebensmittelindustrie
- Wärmepumpen zur Nutzung von Abwärme bei Brau- und anderen Fermentationsprozessen
- Wärmepumpen zur Nutzung von Abwärme in Rechenzentren